Schwerpunkte

 

  • Geschichte und Theorie der Musiksoziologie

Das Institut für Musiksoziologie ist das einzige im europäischen Bereich, das sich umfassend mit Musiksoziologie in all ihren Facetten beschäftigt. Forschungen in diesem Bereich widmen sich der Geschichte der "Wiener Schule der Musiksoziologie", wofür das am IMS beheimatete Kurt-Blaukopf-Archiv und das im Aufbau begriffene Elena Ostleitner-Archiv wichtige Ansatzpunkte bieten, und der Weiterentwicklung der theoretischen Grundlagen der Musiksoziologie als inter-/transdisziplinären Fach. In jüngster Vergangenheit beschäftigte sich das Institut im Rahmen eines Forschungsprojekts mit der wissenschaftlichen Partner*innenschaft von Kurt Blaukopf und seiner Ehefrau Herta Blaukopf (geb. Singer).

Im Zentrum dieses Schwerpunkts stehen sowohl empirische Forschungen zur Musikrezeption, zu Hörpräferenzen und zum Musikgeschmack als auch Studien zur gesellschaftlichen Teilhabe und Partizipation von Individuen und sozialen Gruppen an musikalischen und kulturellen Angeboten einer Region, einer Stadt oder einem Land. Die (Nicht-)Besucher*innenforschung und die noch junge Soziologie der Musikvermittlung erweitern diesen Schwerpunkt um relevante theoretische Ansätze und empirische Befunde.

  • Soziologie der Musikausbildung – Musikschulforschung – Soziologie der Musikarbeitsmärkte

Zentral für diesen Schwerpunkt sind Fragen zur Ausbildung von Musikschaffenden an Musikhochschulen/-universitäten, zur Vermitlung und Aneignung von künstlerischem Wissen und zur Bewertung von musikalischen und künstlerischen Leistungen sowie zum Übergang von der Ausbildung in den Musikarbeitsmarkt, zu den Karriereverläufen von Musikschaffenden und den Veränderungen der Musik-/Kulturarbeitsmärkte. Der Fokus richtet sich dabei sowohl auf institutionalierte Kontexte als auch auf Formen der informellen Wissensaneignung und auf die Werdegänge von Amateur-Musiker*innen in unterschiedlichen musikkulturellen Welten.

  • Musik, Gender und andere Dimensionen sozialer Ungleichheit 

Einen Anfang nahmen diese Forschungen mit Studien zum Themenbereich "Frau und Musik" in den 1970er-Jahren. Mit der Weitererweitung der musiksoziologischen und -historischen Frauen*forschung rücken seit den 1990er-Jahren zunehmend Fragen nach der Bedeutung von Gender in die Ausgestaltung von musikkulturellen Feldern und Praktiken in den Vordergrund. Neben einem Verständnis von Gender als intersektionale Kategorie werden zudem auch verstärkt weitere Kategorien wie Klasse, Ethnizität und Sexualität in Forschungen zu Musik und sozialer Ungleichheit integriert. 

Die Frage, wie sich die Entwicklung von neuen Technologien auf die Organisation und Struktur von musikkulturellen Welten und die Situation der Kultur- und Musikschaffenden auswirkt, bildet den Ausgangspunkt der Mediamorphosen-Forschung. Im Konkreten beschäftigt sie sich mit dem historischen Wandel der Musikproduktion, -distribution und -rezpetion durch technologische Entwicklungen und den weitreichenden Auswirkungen der Digitalisierung auf diese Bereiche.

Von zentralem Interesse sind hier die Themenbereiche der musikalischen Sozialisation und der identitätsstiftenden Funktionen von Musik für Heranwachsende, zu denen beispielsweise die Artikulation von Zugehörigkeit zu spezifischen musikalischen Jugendkulturen oder von symbolischen Formen des jugendkulturellen Widerstands in Geschichte und Gegenwart zählen. Zudem widmen sich Forschungen in diesem Bereich der Frage, wie sich Jugendliche Musik und Medien aneignen, ihren Musikgeschmack ausbilden und die etablierte Unterscheidung zwischen Produktion und Rezeption infragestellen, indem sie als Musik- und Medienproduzent*innen aktiv werden.

  • Musik, Stadt und kulturelle Räume

Dieser Forschungsschwerpunkts beschäftigt sich mit der Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen Musik und Raum. Studien thematisieren beispielsweise die sozialen, ökonomischen und kulturpolitischen Aspekte der Straßenmusik, die historische Genese von "Musikstädten", die Musik als Ressource für lokale und nationale Identitätsbildung einsetzen und als kulturelles Erbe positionieren, und urbane "Sound Scapes", aber auch die steigenden Bedeutung von "Wohnzimmer-Konzerten" und von Musikproduktion und -rezeption in Räumen, die traditionell der privaten Sphäre zugeordnet werden.

Dieser Forschungsbereich widmet sich Kulturbetrieben, der Produktion kultureller Leistungen und ihrer Transformation zu Waren sowie Wertbildungsprozessen in Kulturbetrieben. Eine soziologische Perspektive auf Kulturbetriebe und Musikwirtschaft stellt die Beobachtung und Interpretation von sozialem Handeln, das zu Wertschöpfung führt, in den Mittelpunkt.

Kulturpolitik zu beobachten, zu beschreiben und in Verschränkung mit anderen Politikfeldern zu analysieren, bilden einen zentralen Ausgangspunkts diese Forschungsschwerpunkts. Die Beziehung dieser empirisch-wissenschaftlichen Forschung zur Politik ist dabei eine beratende. Studien in diesem Bereich widmen sich u.a. der Sozial-, Bildungs- und Medienpolitik sowie der kulturpolitische Bedeutung des technologischen Wandels oder den Barrieren im Zugang zu staatlichen Förderungen und anderen Ressourcen.

Wenn in der Musiksoziologie künstlerisch-musikalische Schaffensprozesse untersuchen werden, werden individualistische Begriffe wie "Genie" und psychologische Auffassungen von "Kreativität" durch Beschreibungen von Arbeitsprozessen und wissenssoziologische Analysen ersetzt. Ziel dieser musiksoziologischer Forschung ist es, die Auslegung der kollektiven Dimension von Schaffensprozessen sowie deren materiellen und medialen Durchdringung zu untersuchen.